Ein Frauenberuf? Karosseriebau!  

Teil 2 von Anne-Catrins Geschichte:

 

Anne-Catrin sind wir im Blogartikel Es ist nie zu spät! Wie Sissi zur Karosseriebauerin wurde!“ bereits begegnet. Wir haben erfahren, wie sie zu ihrem Beruf gefunden hat. Aber wie geht es ihr als Frau in einer männerdominierten Branche?  

„Der große Schritt war eigentlich gar nicht, mit Ende 20 beruflich noch mal alles auf Null zusetzen. Die größere Herausforderung war es, als Quereinsteigerin ohne jedes Vorwissen in einen Beruf zu wechseln, der für Frauen als absolut unüblich gilt“, erzählt Anne-Catrin. „Obwohl mir die Arbeit Spaß gemacht hat, mein Fachwissen immer größer wurde und ich ein Händchen für die praktischen Tätigkeiten hatte, hatte ich Zweifel und Ängste. Rückblickend lag das nicht zuletzt daran, dass es mir schwerfiel, mich selbst – auch in der Öffentlichkeit – mit meinem Beruf zu identifizieren. Ich habe mich unwohl gefühlt, wenn mich jemand nach meinem Beruf gefragt hat. Auch in meinem eigenen Kopf gab es also diesen völlig veralteten Gedanken, dass Frauen nicht in die Werkstatt gehören. Und dann auch noch so eine typische Frau wie ich: lackierte Fingernägel, geschminkt, mit einer Vorliebe für rosa und mit dem Hang, alles mit Deko vollzustellen!“  

 Was Anne-Catrin antrieb, war der Wunsch, eines Tages auf eigenen Füßen zu stehen und das Beste aus den Voraussetzungen zu machen. Dazu gehörte in ihrem Fall auch die Möglichkeit, in den Betrieb ihres Vaters einzusteigen. „Nach meiner beruflichen Berg- und Talfahrt war es mir wichtig geworden, mit fast 30 eine Entscheidung zu treffen, die mich in den kommenden Jahren auch in eine gewisse Sicherheit und Unabhängigkeit bringt. Die Tatsache, dass mein Vater einen eigenen Karosseriebaubetrieb hat (https://hoss-bf.de/), war da ein ziemlich gutes Argument. Ich hatte den zukunftsorientierten Gedanken, eines Tages vielleicht sogar in die Selbständigkeit zu gehen. Am Ende war also gar nicht ausschlaggebend, dass ich dachte, das ist mein absoluter Traumjob und mir liegt einfach alles daran. So war es nämlich nicht. Immer noch bin ich täglich aufs Neue gefordert. Ich musste und muss meinen Kopf wirklich anstrengen. Ich hatte zwar schon immer Spaß an handwerklichen Arbeiten, aber ich hatte vor meiner Ausbildung nie Interesse an Autos, Blech und Reparaturen gehabt. Deshalb hatte ich den Beruf Karosserie- und Fahrzeugbau-Mechanikerin auch nicht auf dem Schirm.“ 

 Dass Anne-Catrin ihren Beruf vorher gar nicht in Erwägung gezogen hatte, lag sicher auch daran, dass es kaum Vorbilder gab. Sie ist der Überzeugung, dass sich vom Ansatz her etwas verändern muss: „Wie Berufe nach außen hin dargestellt werden, ist sehr wichtig. Es hilft zum Beispiel, wenn die eher von Männern besetzten Berufe von Frauen aus der Branche beworben und bei Jugendlichen bekanntgemacht werden. Damit befassen sich die Handwerkskammern gerade, und auch der Girlsday [https://www.girls-day.de/unternehmen-organisationen] ist ein Schritt in die richtige Richtung. Aber der Weg ist noch weit, bis in allen Köpfen ein zeitgemäßes Bild vom Handwerk entstanden ist. Glücklicherweise haben die Jugendlichen heute die Möglichkeit, sich Zeit für die Berufswahl zu nehmen. Sie können Praktika absolvieren und in unterschiedliche Berufe reinschnuppern, ein soziales Jahr machen oder ein Jahr ins Ausland gehen, auch, um sich über sich selbst klarzuwerden. Sie müssen nur loslegen! Nicht zu viel nachdenken, sondern ausprobieren und MACHEN! Manche – wie ich! – müssen erst die Grenzen in ihren eigenen Köpfen abbauen, um herauszufinden, was zu ihnen passt. Dazu müssen sie aber aus ihrer Komfortzone raus, auch wenn das Unsicherheit und Angst mit sich bringt. Nur wenn ich neue Gedanken und Erfahrungen zulasse, entwickele ich mich weiter.“  

 Anne-Catrin geht mit gutem Beispiel voran. Sie MACHT und gibt in ihrem Blog AnniCars [https://www.facebook.com/Annicars/] Einblick in ihren Berufsalltag. „Zu Beginn hat meine Berufswahl immer wieder erstaunte, verwunderte und zweifelnde Reaktionen hervorgerufen. Dabei sind Frauen handwerklich genauso geschickt wie Männer! Ich möchte zeigen, wie interessant der Beruf der Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin ist. Und ich will erreichen, dass Mädchen und Frauen keine Berührungsängste mit so genannten Männerberufen mehr haben. Wir müssen körperlich nicht genau so stark sein wie unsere Kollegen, um die Arbeit gut zu machen. Wenn ich einen Schlosszapfen nicht gleich mit drei Mal draufschlagen rausbekomme, dann schlag ich halt sechs Mal oder frage nach Hilfe! Das ist kein Ding, nach Hilfe zu fragen. Übrigens auch für Männer nicht.“ Anne-Catrins Zweifel, was ihren Beruf angeht, gehören längst der Vergangenheit an. Ihrem Blog sei Dank ist sie heute in der Branche bekannt wie ein rosa Hund. Über ihren Beruf erzählt sie gern, viel und in aller Öffentlichkeit. Davon profitiert auch das Unternehmen (https://www.hoss-bf.de/), dessen Ruf inzwischen weit über die Ortsgrenzen hinausreicht.  

Ich sag mal Tschüss und bis in 14 Tagen auf diesem Kanal.  

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Hinweis
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