Von der Bitte zur Berufung!

„KANNST DU DIR MAL MEINEN BETRIEB ANSEHEN?“

Eine Bitte, die ich kaum abschlagen konnte, denn sie kam 2012 von meinem Bruder, Andrej Bauer. Ich konnte ja nicht ahnen, dass der Satz mein gesamtes Berufsleben verändern würde. Ich war als angestellte Vorstandsberaterin in der Industrie erfolgreich, ein typisches Konzerngewächs. Projekt- und Changemanagement, Führungs-, Organisations- und Vertriebsthemen – damit kannte ich mich natürlich aus. Aber mit Handwerk?! Dennoch sah ich mir wunschgemäß den Dachdeckerbetrieb meines Bruders an.

Andrej ging für sein wachsendes Unternehmen zunehmend an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Ich analysierte die Abläufe in Büro, auf der Baustelle und im Lager, sprach mit den Mitarbeitern, beobachtete meinen Bruder im Umgang mit seinem Team, stellte Fragen, und begann schließlich, konkrete Verbesserungsmaßnahmen mit dem Team auszuarbeiten. Das erste Projekt, die Optimierung der Lagerlogistik, war für alle Beteiligten ein Test. Für mich war die Arbeit im mittelständischen Handwerksbetrieb Neuland, Andrej hatte noch nie jemanden um Rat bei der Unternehmensführung gebeten, und für uns beide war es die erste berufliche Kooperation.

Das Experiment gelang, Bauer Bedachungen strukturierte erfolgreich seine Lagerorganisation um – und ich hatte mein Herz ans Dachhandwerk verloren. Ich erlebte, wie spannend, vielseitig und anspruchsvoll das Dachdeckerhandwerk ist und wie viel Spaß es mir macht, mit kleineren und mittelständischen Unternehmen zu arbeiten. So sehr, dass ich mich nicht nur als Betriebsberaterin selbstständig machte, sondern auch als Gesellschafterin in den Betrieb meines Bruders einstieg.

Es folgten zahlreiche gute Veränderungsprozesse bei Bauer Bedachungen. Dennoch entschieden wir letztlich, dass eine deutlichere Trennung von Privatem und Beruf uns als Familie zuträglicher ist, und ich stieg nach mehreren Jahren als Beraterin aus. Es ist sicherlich kaum ein Lernfeld wichtiger für meine Arbeit als die im Betrieb meines Bruders. Mein Verständnis für die speziellen Anforderungen in Bauunternehmen und mein Gespür dafür, wie wichtig klar definierte Rollen besonders in Familienbetrieben sind, entstammen keinem Lehrbuch, sondern meiner eigenen Erfahrung.

Inzwischen blicke ich auf viele spannende, lehrreiche und erfüllende Projekte mit verschiedensten Handwerksunternehmen zurück. Ich durfte Generationenwechsel in Traditionsbetrieben begleiten, ich konnte Teams dabei unterstützen, Herausforderungen zu meistern, und ich habe Führungskräfte im Dachhandwerk über sich hinauswachsen sehen.

Was für ein Glück, wenn der Beruf zur Berufung wird! Die Arbeit im Konzern habe ich keinen Tag vermisst.

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